Mehrkanal Tonsysteme haben die Welt des Audio revolutioniert. Als die ersten Systeme auf dem Markt erschienen, wurde aus einem flachen Sounderlebniss, ein wahrhaftiges 3D-Spektakel. Wie der Name es schon verrät, handelt es sich bei diesen Anlagen um Systeme, bei denen mehr als ein Kanal, also Mono zur Verfügung steht. Somit können Geräusche so wiedergegeben werden, als wenn sich diese um den Betrachter eines Films herum abspielen und er sich im Mittelpunkt des Geschehens befinden würde. AV-Receiver mit Soundsysteme verbinden.
Ein weiterer Kanal steht bei den neusten Systemen für die Wiedergabe von Dialogen in Filmen bereit. Durch diese Trennung der Kanäle wird ein sehr viel größeres Spektrum an Wiedergabeoptionen geboten. Doch gibt es viele verschiedene Systeme auf dem Markt. Hier sollen diese nun genauer erklärt werden.
1.0 (Mono)
Jeder kennt es und es wird auch heute noch verwendet. Mono bedeutet, dass nur ein Lautsprecher zur Verfügung steht, über welchen die gesamte Soundwiedergabe läuft. Somit ist ein Raumklangverfahren natürlich nicht möglich. Daher erscheint der Klang auch meist relativ dumpf, denn sowohl die Musik als auch die Geräusche und die Sprache werden auf diesem einen Kanal gemischt.
2.0 (Stereo)
Seit den 60er Jahren kennt es jeder. Stereo hat die Art, wie die Menschen Musik hören oder Filme anschauen noch einmal revolutioniert. Bei Stereo werden 2 Kanäle verwendet, um räumliche Klanginformationen abzuspielen. Dies hat den Vorteil, das bestimmte Geräusche im Film aus einer definierten Richtung kommen können. Hierzu muss das Videomaterial oder die Musik allerdings in Stereo aufgezeichnet werden. Dies bedeutet es müssen mindestens 2 Mikrofone die selben Audioinformationen erfassen.
3.1 (Dolby Digital)
Bei 3.1 (3-Stereo Verfahren) wurde das gewöhnliche Stereo um einen weiteren Kanal ergänzt. Im Laufe der Zeit haben sich 2 Abwandlungen entwickelt. In der ursprünglichen Variante gab es 2 Stereo-Kanäle, über welche die normalen Klanginformationen wie Musik und Geräusche wiedergegeben werden. Der zusätzliche Hilfskanal dient hierbei als spezielle Ausgabe für Dialoge in Filmen. Im reinen 3.1, also Dolby Digital, sind alle drei Kanäle gleichberechtigt. Das gesamte Klangfeld wird in diese aufgeteilt. Trotz der Bezeichnung Digital handelt es sich allerdings um eine analoge Wiedergabe, denn die Audio-Informationen wurden mit nur zwei Mikros erfasst.
4.1 – Kanal
Auch bei 4.1 gibt es im Grunde zwei Versionen. In der ursprünglich entwickelten Variante gab es zwei primäre Kanäle, welche von zwei Hilfskanälen unterstützt wurden. Diese dienten dazu, Dialoge im Raumklangverfahren abzuspielen. Beim reinen 4.1 wurden die Audio-Informationen mit 4 Mikrofonen aufgezeichnet. Somit erhält man die ganze Bandbreite des Klangs und ein realistisches 3D-Sounderlebnis. Doch immer noch befindet man sich im Bereich der analogen Wiedergabe. Allerdings ist zum ersten Mal Dolby Surround Prologic mit dabei.
5.1 – Kanal
Insgesamt werden hier 4 Boxen und ein Hilfskanal verwendet. Der Hilfskanal dient wieder dazu, Dialoge abzuspielen. Alle anderen Boxen werden um den Hörer herum positioniert, sodass der jeweilige Soundeffekt aus einer bestimmten Richtung zu kommen scheint. Allerdings ist dies nur scheinbar der Fall, denn die beiden hinteren Boxen verfügen nicht über getrennte Kanäle, sodass Sie das gleiche Soundsignal wiedergeben. Das von Dolby entwickelte System bekam dann auch den Namen Dolby 5.1. Bis heute ist diese Konfiguration die am häufigsten verkaufte Anlagenart und kommt sogar noch bei Blu-Ray (mit einem Blu-ray Player abspielbar) zum Einsatz, obwohl es auch den 80iger Jahren stammt. Das Logitech Z906 ist ein 5.1 Soundsystem.
6.1 – Kanal
Hier wird es nun digital, denn bei 6.1 werden alle Klanginformationen separat aufgezeichnet. Dies bedeutet, es kommen 6 Mikros zum Einsatz. Zusätzlich zu den 4 bestehenden Kanälen und dem Hilfskanal für Dialoge wurde ein weiterer Center-Kanal für einen Subwoofer hinzugefügt. Dieser liefert erweiterte Klanginformationen und sorgt für tiefe Bässe, sodass zum Beispiel Explosionen entsprechend wahrgenommen werden können. Dies wird durch Dolby Prologic II ermöglicht, welches den entsprechenden Rückkanal für den Subwoofer zur Verfügung stellt. Auch kommt zum ersten Mal DTS ins Spiel.
7.1 – Kanal
7.1 verfügt über die 6.1 eingeführten Kanäle und besitzt zusätzlich einen speziellen LFE Kanal. Dieser dient zur Wiedergabe von niederfrequenten Tönen. Das menschliche Ohr nimmt diese Töne nur unterbewusst wahr und kann die genaue Position normalerweise nicht lokalisieren. Hierdurch wird das Klangerlebnis noch realistischer, sodass das Ohr sich so verhält, als würde es sich mitten im Geschehen, zum Beispiel bei einem Film, befinden. Bei 7.1 kommt Dolby Digital EX zum Einsatz. DTS-ES ermöglicht es, aus einer 5.1 Aufnahme eine 6.1 Aufnahme zu emulieren. Allerdings geben hierbei zwei Boxen im System immer die gleichen Informationen wieder. Eine Erweiterung hierzu ist Dolby Prologic IIx. Auch mit dieser Technologie kann ein 6.1 System emuliert werden.
8.1 – Kanal
7 Kanäle übertragen die normalen Soundinformationen. Ein weiterer Kanal dient als LFE Kanal für niederfrequente Töne. Die Funktionsweise ist die selbe, wie bei 7.1. Hier kommt dann Dolby True HD und DTS Master Audio zum Einsatz. Diese beiden Standards können nur bei einem 8.1 System eingesetzt werden. Bei dieser Konfiguration kann aus einer 5.1 Anlage ein 7.1 System emuliert werden.
Dolby TrueHD
Bei Dolby TrueHD handelt es sich um einen verlustfreien Audiocodec. Er wurde ursprünglich für HD DVD und Blu-ray entwickelt, kommt aber heute nur noch bei Blu-rays zum Einsatz, da HD DVD nicht mehr produziert wird. Dolby TrueHD basiert auf MLP, kann aber mit wesentlich höheren Abtastraten umgehen und erlaubt zudem höhere Datenraten. Bei einer Abtastrate von 96 kHz unterstützt das System bis zu 8 Kanäle. Bei 192 kHz sind es immerhin noch 6. Das Ganze arbeitet mit 24 Bit Abtasttiefe und einer Datenübertragungsrate von 18.432 kbit/s.
DTS-HD Master Audio
Bei DTS-HD Master Audio handelt es sich ebenfalls um einen Codec für die verlustfreie Wiedergabe von Audioinformationen. Zudem enthält er eine weitere Komponente, DTS-HD High Resolution, welches allerdings bei der Kompression einen Verlust an Dateiinformationen bedeutet. Die Datenraten wurden ursprünglich variabel angesetzt, doch existiert heute nur noch die Variante mit einer Datenrate von 24.5 Mbit/s, da HD-DVD nicht mehr produziert wird. Allerdings wird nur 7.1 unterstützt, dies bei einer Abtastrate von 192 kbit/s bei einer Auflösung von bis zu 24 Bit. DTS-HD Master Audio kann sowohl digital als auch analog abgespielt werden. Bei der analogen Wiedergabe ist für jeden Kanal ein Kabel erforderlich. Digital kann die Ausgabe nur über HDMI erfolgen.
Der kleine Unterschied
Zwischen DTS-HD Master Audio und Dolby TrueHD gibt es kleine aber wesentliche Unterschiede. DTS-HD Master Audio ist wesentlich verbreiteter, da es sowohl die analoge als auch die digitale Wiedergabe unterstützt. Leider muss hier 8.1 aber immer emuliert werden, wohingegen Dolby TrueHD dieses direkt unterstützt. Die Abtastraten liegen etwa auf dem selben Niveau, wobei aber die Datenübertragungsrate von DTS-HD Master Audio mit 24,5 Mbit im Vergleich zu 18 Mbit doch deutlich höher ausfällt. Noch ist unklar, welcher der beiden Codecs sich letztlich durchsetzen wird. Das Plug-in ffmpeg liefert immerhin eine direkte Unterstützung für Dolby TrueHD mit, spart aber DTS-HD Master Audio aus. Somit ist die Entscheidung noch lange nicht gefallen.